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Thomas Mann im Rundfunk. Eine Zeitreise
Foto: ETH Zürich, TMA_8627

Thomas Mann im Rundfunk. Eine Zeitreise

Vortrag und Gespräch

Vortrag und Gespräch

Gerhard Roleder, Christian Handwerck, Hellmut Seemann

Thomas Mann, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 150. Mal jährt, hat früh, nämlich schon in den 20er Jahren, begonnen, den Rundfunk zu nutzen, um Hörer und Hörerinnen direkt anzusprechen. Eine ganz andere Dimension bot ihm das moderne Medium dann aber im Exil. »Deutsche Hörer«, 50 Radioansprachen, die zwischen 1941 und 1945 über die BBC in Deutschland empfangen werden konnten, sind ein singuläres Werk der deutschen Exilliteratur.

Mit den Sendungen von je fünf bis acht Minuten Dauer versucht Thomas Mann, seine Landsleute aufzurütteln. Er informiert über die Verbrechen des Nazis. Er stellt den Hörern die Schrecken des Krieges und die Aussichtslosigkeit eines deutschen Sieges vor Augen. Vor allem aber hofft er, den Widerstand gegen Hitler stärken zu können. Er wird zum warnenden Freund, mahnenden Prophet, scharfen Analytiker und unerbittlichen Ankläger in einer Person. Trotz eines von der Nazi-Regierung erlassenen Hörverbotes hatte die BBC während des Krieges viele Hörer in Deutschland, so dass auch Thomas Manns Ansprachen entsprechende Verbreitung fanden. Störsendungen von deutscher Seite blieben aufgrund einer technischen Überlegenheit der BBC in ihrer Wirkung begrenzt.
In Friedenszeiten, von der zweiten Hälfte der 1920er Jahre bis zu seinem letzten Lebensjahr, nutzte Thomas Mann das Medium, um Ausschnitte seiner Werke einem breiten Publikum vorzustellen. Bei seinen Besuchen in Weimar in den Jahren 1949 und 1955 war es der Rundfunk, der über Thomas Mann berichtete.

In der Veranstaltung wird an das Zusammenwirken von technischer Realisierung und der Vermittlung von Botschaften unter außergewöhnlichen gesellschaftlichen Bedingungen erinnert. Dazu gehört auch ein Blick auf den Übertragungsweg vom Funkhaus bis zum Hörer am Radio. Die Rundfunkansprachen enthalten eine Fülle von aktuellen Bezügen, die in ihrer Deutlichkeit kaum einer Erläuterung bedürfen. Bild- und Textmaterial, Audiomitschnitte und Leseproben ermöglichen am authentischen Ort des ehemaligen Funkhauses einen inhaltlich zusammengefassten Einblick in Thomas Manns Arbeiten für den Rundfunk und die damit verbundene grenzenlose Wirkung eines faszinierenden Mediums.

Termin

Sa, 13. September · 19 Uhr

Eintritt

  • frei · Spenden willkommen

Sendehalle Weimar

Humboldtstraße 36a,99425 Weimar