Hört die Zeugen
Hellmut Seemann · Moderation, Vorsitzender des ACHAVA e.V.
Jesiden sind in einigen Gegenden der Welt Rassismus und Gewalt ausgesetzt. Aus religiösen Gründen. »Ich habe gesehen. Das Ich ist ein Zeuge. Es spricht, und doch hat es keine Sprache«. So beschreibt Ronya Othmann in ihrem Roman »Vierundziebzig« den Vorgang des Erzählens. Sie will eine Form finden für das Unaussprechliche, den Genozid an der jesidischen Bevölkerung, den 74., verübt 2014 in Shingal von Kämpfern des IS.
Ihr Buch ist eine Reise zu den Ursprüngen, zu den Tatorten. Der Weg führt in die Camps und an die Frontlinien, in die Wohnzimmer der Verwandten und weiter in ein jesidisches Dorf in der Türkei, in dem heute niemand mehr lebt.
Im Roman »Die Sommer« erzählt sie als Tochter einer deutschen Mutter und eines kurdisch-jesidischen Vaters von den Sommerferien ihrer Kindheit in Syrien. Eine zerrissene Welt, voller Zärtlichkeit und Wut. Sie weiß, wo die Koffer versteckt sind, wenn die Bewohner wieder fliehen müssen.
Ronya Othmann geht es darum, hinzusehen, zuzuhören, Zeugnis abzulegen, Bilder und Berichte mit der eigenen Geschichte zu verweben, mit einem Leben als Journalistin und Autorin in Deutschland.
Im Gespräch mit Hellmut Seemann, ehemaliger Präsident der Klassik Stiftung Weimar und Vorstandsmitglied des ACHAVA e.V., erfährt man von längst nicht vergangener Ausgrenzung und Diskriminierung – und was man dem entgegensetzen kann.
Büchertisch: Eckermann Buchhandlung
Mi, 17. September · 19 Uhr
Tickets online bestellen ▶Humboldtstraße 36a, 99425 Weimar